Immer wieder werden wir im Piercingstudio gefragt, warum zur Anbringung von Piercings keine Ohrlochpistolen verwendet werden sollen. Deshalb wollen wir dieser für uns sehr wichtigen Frage heute einen eigenen Blogartikel widmen.
Eine Ohrlochpistole ist für uns ein Relikt aus alter Zeit, welches schon lange nicht mehr den aktuellen Hygienestandards entspricht. Zudem ist es einem professionellen Piercer in Österreich genau genommen gesetzlich verboten, eine Ohrlochpistole zu verwenden. Dies liegt darin begründet, dass ein Piercer in Österreich dazu verpflichtet ist, ausschließlich mit sterilen Instrumenten zu arbeiten. Eine Ohrlochpistole besteht jedoch auch aus plastikhältigen Teilen, die eine Sterilisation dieses Gerätes unmöglich machen, da das Plastik im Sterilisator schmelzen würde.
Warum sollte zum Anbringen eines Piercings niemals eine Ohrlochpistole verwendet werden?
Daher werden diese Pistolen meist nur, wenn überhaupt, mit Reinigungsalkohol abgesprüht. Diese Reinigungsmethode tötet aber einige gefährliche Bakterien und Viren nicht ab und daher besteht die Gefahr für den Kunden, mit z.b. Hepatitis oder HIV infiziert zu werden.
Durch das Schießen eines Piercings wird dem Gewebe darüber hinaus sehr großer Schaden zugefügt. Betrachtet man den Vorgang des Schusses genau, wird als Durchschussobjekt hier ein medizinischer Stecker verwendet, der im Vergleich zu einer lasergeschliffenen Nadel (wie sie beim piercen verwendet wird) sehr stumpf ist. Daher benötigt es sehr viel Kraft, um den medizinischen Stecker durch das Gewebe zu bringen. Die Schusspistole wendet hier einen Druck von 600kg auf. Durch die stumpfe Spitze des medizinischen Steckers und die hohe Kraft, die beim Durchschuss aufgewendet werden muss, entsteht ein ausgefranster (einer Schusswunde sehr ähnlicher) Stichkanal, da das Gewebe regelrecht zerfetzt wird. Gleichzeitig wird aber auch das umliegende Gewebe durch den hohen Druck verletzt, was zur Folge hat, dass dieses Gewebe schlechter mit Sauerstoff versorgt wird. Sauerstoff benötigt eine Wunde aber unbedingt, um rasch und ohne Komplikationen abheilen zu können.
Daher ist es nur allzu logisch, dass ein mit einer Schusspistole geschossenes Piercing nur sehr schlecht bis sehr häufig gar nicht abheilt.
Beim Durchschuss des Nasenflügels kann es durch die starke Fixierung des Gewebes beim Schuss (im Gegensatz zum Stechen mit der Nadel) zu einer Verletzung des Nervus facialis (= 7. Hirnnerv) und nachfolgend zu einer halbseitigen Lähmung der Gesichtsmuskulatur kommen.
Beim Durchschuss des Ohrknorpels kann es zu einer Splitterung des Ohrknorpels mit nachfolgender Infektion und im schlimmsten Fall zu einer Verformung der Ohrmuschel kommen. Diese Komplikationen können oft nur durch aufwändige Operationen wieder beseitigt werden.
Daher können wir nur eindringlich davor warnen, sich ein Piercing (egal an welcher Stelle) mit einer Schusspistole schießen zu lassen. Die lasergeschliffene (Piercing-)Nadel ist und bleibt die beste und zugleich für das Gewebe schonendste Methode ein Piercing anzubringen.